Dunkles Abbild. Ein Psychothriller aus Norwegen von Bernhard Stäber

edition krimiSKU: 978-3-948972-70-7

Format: Taschenbuch
Preis:
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Beschreibung

Die Fotografin und alleinerziehende Mutter Silje Iversen lebt südlich von Oslo in der Kleinstadt Skien. Als sie eines Tages ein Graffiti an einer Hauswand ablichtet, ahnt sie nicht, dass sie selbst im Fokus einer Kamera steht.
Katrine Haugen, die Silje zufällig getroffen hat, ist fasziniert, ihr früheres Vorbild aus dem Jugendclub wiedergefunden zu haben. Sie folgt ihr heimlich. Mit wachsender Besessenheit drängt sie sich in Siljes Leben. In ihrer Vorstellung verwandelt Katrine sich zu einem Abbild ihres Idols.
Um ihre Phantasie aufrecht zu erhalten, schreckt sie selbst vor Mord nicht zurück. Kann Silje Iversen sich und ihr Kind vor diesem dunklen Abbild ihrer selbst beschützen?

Leseprobe

Bernhard Stäber

Bernhard Stäber wurde 1967 in München geboren, studierte in Berlin Sozialarbeit und arbeitete im sozialpsychiatrischen Bereich sowie in der Kinder- und Jugendhilfe. Seit 2012 lebt er als hauptberuflicher Autor, Lektor und Übersetzer in Norwegen.

Er schreibt Romane in den Genres Phantastik und Nordic Noir. Seit 2014 veröffentlicht er eine Reihe von Norwegenthrillern, zuletzt "Raubtierstadt".

Infos zum Buch


400 Seiten

ISBN: 9783948972707 (print) 9783948972714 (epub)

Kontakt Verlag

Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119k
D – 22119 Hamburg
kontakt@bedey-media.de

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Eva Bergschneider, booknerds
Psychogramm zweier Frauen und eines dunklen Schattens

Psychogramm zweier Frauen und eines dunklen Schattens

Silje Iversen wäre beinahe eine berühmte Fotografin geworden. Vor Jahren hatte ein Kunstbuchverlag ihren Bildband mit Portrait-Fotografien von Toten herausgebracht. Beinahe hätte sie ihre Bilder in Berlin ausstellen dürfen. Die Beziehung mit dem Künstler Tore, der dem Heroin verfiel, riss sie mit hinunter in den Abgrund. Erst als sie schwanger wurde, schaffte sie den Ausstieg aus dieser toxischen Beziehung. Silje blieb allein zurück mit ihrem Sohn Simon und zerstörten Träumen. Seitdem schlägt sie sich als Kellnerin durch und fotografiert für zahlende Kund:innen. Jegliche künstlerischen Ambitionen scheinen versiegt. Bis sie eines Abends von einer Kneipentour mit Freundin Ina nach Hause kommt und ein Graffiti auf einer Wand sieht: einen Pfeil mit einer Feder. Ohne das Silje es ahnt, beobachtet noch jemand diesen inspirierenden Moment.

Manche Motive, die ich fotografiere, schließen Türen auf. Sie gewähren mir Zugang zu Räumen, die ich nie zuvor betreten habe. Bereiche, die zwischen meiner Realität und der anderer Menschen liegen, wie Risse im Boden, hervorgerufen durch seismische Aktivität. (S. 26/27)

Katrine Haugen bewundert Silje schon seit ihrer Jugendzeit und ist entzückt, als sie sie zufällig im Zug trifft. Da Silje sie nicht erkennt, folgt ihr Katrine unbemerkt. Zwar ist sie zu schüchtern, sie anzusprechen, genießt jedoch das Spiel zu beobachten. Katrine, die tagaus tagein von ihrer Mutter gegängelt wird, fühlt sich selbstbewusst. Besonders nachdem sie ihr Äußeres dem der Fotografin angeglichen hat. Doch das reicht Katrine nicht. Sie möchte genau das tun, was Silje tut. Ihre Verwandlung fordert ein Todesopfer, als Katrine einen Tarot-Bildband in einem Antiquariat stiehlt, den Silje sich zuvor ausgeliehen hatte. Immer tiefer dringt Katrine in Siljes Leben ein, verwandelt ich in ihren dunklen Schatten.

Meine neue Frisur, die neue Haarfarbe, die Kleidung, die sagt: Schaut mich an, das bin ich!, anstatt: Nehmt mich bloß nicht wahr! (S. 97)

Gelungene Charakterstudien zweier norwegischer Frauen.

Bernhard Stäber präsentiert in „Dunkles Abbild“ zwei spannende Charakterstudien von Frauen in Norwegen, die sich gravierend voneinander unterschieden, die aber auch etwas gemeinsam haben: den Wunsch nach einem anderen Leben.

Silje und Katrine, Opfer und Täterin, erzählen abwechselnd in der Ich-Perspektive und in der Gegenwart. Lesende schlüpfen also selbst in die Rolle von Beobachtenden, die das Geschehen aus den Augen der Protagonistinnen erleben. Wir beobachten Silje, die allein den Spagat zwischen ihrer Verantwortung als Mutter und Ernährerin zu meistern hat. Und einen Moment erlebt, der ihr Hoffnung auf das Leben gibt, das sie sich wünscht. Diesen Moment erlebt auch Katrine, als sie Silje begegnet. Das Eindringen in Siljes Leben versteht sie als Selbstverwirklichung und genießt die Macht, die sie ausübt. Sonst ist ihr Leben und ihre Arbeit in der Gärtnerei fremdbestimmt. Durch die tyrannische Mutter, durch Menschen in der Vergangenheit, die ihr immer das Gefühl gaben, wertlos zu sein.

Eine Stalkerin und ein dunkles Geheimnis treten aus dem Hintergrund.

So liest sich der Roman streckenweise wie ein belletristischer über die Lebensrealität norwegischer Frauen im mittleren Alter, die in ihrer Jugend Träume von einem anderen Leben hatten. Dass wir uns in einem Thriller befinden, wird in Szenen deutlich, die wie warnende Zwischenrufe wirken. Szenen in denen Silje spürt, dass jemand hinter ihr her ist, Szenen in denen Katrine an den Abend in der Liehütte denkt. Und Lesende sich fragen: „Was ist dort mit ihr passiert?“

Der Autor baut diese Spannung mit leisen Tönen auf und lässt das Geschehen schließlich außer Kontrolle geraten. Ein alter Mann stirbt, weitere Menschen werden bedroht, entführt, verletzt und bangen um ihr Leben. Die Entwicklung einer frustrierten Frau zur Stalkerin, Psychopathin und Verbrecherin gelingt dem Autor exzellent. Gewollt und konstruiert wirken dagegen manchmal die Möglichkeiten, die Katrine für spontane Aktionen in die Hände fallen. Das richtige Betäubungsmittel und das richtige Werkzeug, auch das Wissen darum beides zu nutzen, sind zufällig vorhanden, wenn sie es benötigt.

Sprachliche Bilder so prägnant und schön wie Kunstwerke

Sie kann [..] diesen intensiven Beinahe-Augenkontakt mit der Kamera, der nicht die vierte Wand durchbricht und das Publikum tatsächlich ansieht, aber anzudeuten scheint, dass sie sich dessen bewusst ist, beobachtet zu werden – und selbst jeden Moment zu einer Beobachterin werden könnte, die aus dem Bild herausblickt.
(S. 59)

Ein guter Grund „Dunkles Abbild“ zu lesen, ist die wunderbar bildhafte, eindringliche, zuweilen gar kunstvolle Sprache, die Bernhard Stäber zelebriert. Mit intensiven Bildern und ausdrucksstarken Metaphern, auch solchen, die man googelt, weil man den Begriff aus einem anderen Kontext kennt, erschafft der Autor das, was man eine dichte Atmosphäre nennt. Eine gern genutzte Phrase, die...

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Eva Bergschneider, booknerds
Psychogramm zweier Frauen und eines dunklen Schattens

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Silje Iversen wäre beinahe eine berühmte Fotografin geworden. Vor Jahren hatte ein Kunstbuchverlag ihren Bildband mit Portrait-Fotografien von Toten herausgebracht. Beinahe hätte sie ihre Bilder in Berlin ausstellen dürfen. Die Beziehung mit dem Künstler Tore, der dem Heroin verfiel, riss sie mit hinunter in den Abgrund. Erst als sie schwanger wurde, schaffte sie den Ausstieg aus dieser toxischen Beziehung. Silje blieb allein zurück mit ihrem Sohn Simon und zerstörten Träumen. Seitdem schlägt sie sich als Kellnerin durch und fotografiert für zahlende Kund:innen. Jegliche künstlerischen Ambitionen scheinen versiegt. Bis sie eines Abends von einer Kneipentour mit Freundin Ina nach Hause kommt und ein Graffiti auf einer Wand sieht: einen Pfeil mit einer Feder. Ohne das Silje es ahnt, beobachtet noch jemand diesen inspirierenden Moment.

Manche Motive, die ich fotografiere, schließen Türen auf. Sie gewähren mir Zugang zu Räumen, die ich nie zuvor betreten habe. Bereiche, die zwischen meiner Realität und der anderer Menschen liegen, wie Risse im Boden, hervorgerufen durch seismische Aktivität. (S. 26/27)

Katrine Haugen bewundert Silje schon seit ihrer Jugendzeit und ist entzückt, als sie sie zufällig im Zug trifft. Da Silje sie nicht erkennt, folgt ihr Katrine unbemerkt. Zwar ist sie zu schüchtern, sie anzusprechen, genießt jedoch das Spiel zu beobachten. Katrine, die tagaus tagein von ihrer Mutter gegängelt wird, fühlt sich selbstbewusst. Besonders nachdem sie ihr Äußeres dem der Fotografin angeglichen hat. Doch das reicht Katrine nicht. Sie möchte genau das tun, was Silje tut. Ihre Verwandlung fordert ein Todesopfer, als Katrine einen Tarot-Bildband in einem Antiquariat stiehlt, den Silje sich zuvor ausgeliehen hatte. Immer tiefer dringt Katrine in Siljes Leben ein, verwandelt ich in ihren dunklen Schatten.

Meine neue Frisur, die neue Haarfarbe, die Kleidung, die sagt: Schaut mich an, das bin ich!, anstatt: Nehmt mich bloß nicht wahr! (S. 97)

Gelungene Charakterstudien zweier norwegischer Frauen.

Bernhard Stäber präsentiert in „Dunkles Abbild“ zwei spannende Charakterstudien von Frauen in Norwegen, die sich gravierend voneinander unterschieden, die aber auch etwas gemeinsam haben: den Wunsch nach einem anderen Leben.

Silje und Katrine, Opfer und Täterin, erzählen abwechselnd in der Ich-Perspektive und in der Gegenwart. Lesende schlüpfen also selbst in die Rolle von Beobachtenden, die das Geschehen aus den Augen der Protagonistinnen erleben. Wir beobachten Silje, die allein den Spagat zwischen ihrer Verantwortung als Mutter und Ernährerin zu meistern hat. Und einen Moment erlebt, der ihr Hoffnung auf das Leben gibt, das sie sich wünscht. Diesen Moment erlebt auch Katrine, als sie Silje begegnet. Das Eindringen in Siljes Leben versteht sie als Selbstverwirklichung und genießt die Macht, die sie ausübt. Sonst ist ihr Leben und ihre Arbeit in der Gärtnerei fremdbestimmt. Durch die tyrannische Mutter, durch Menschen in der Vergangenheit, die ihr immer das Gefühl gaben, wertlos zu sein.

Eine Stalkerin und ein dunkles Geheimnis treten aus dem Hintergrund.

So liest sich der Roman streckenweise wie ein belletristischer über die Lebensrealität norwegischer Frauen im mittleren Alter, die in ihrer Jugend Träume von einem anderen Leben hatten. Dass wir uns in einem Thriller befinden, wird in Szenen deutlich, die wie warnende Zwischenrufe wirken. Szenen in denen Silje spürt, dass jemand hinter ihr her ist, Szenen in denen Katrine an den Abend in der Liehütte denkt. Und Lesende sich fragen: „Was ist dort mit ihr passiert?“

Der Autor baut diese Spannung mit leisen Tönen auf und lässt das Geschehen schließlich außer Kontrolle geraten. Ein alter Mann stirbt, weitere Menschen werden bedroht, entführt, verletzt und bangen um ihr Leben. Die Entwicklung einer frustrierten Frau zur Stalkerin, Psychopathin und Verbrecherin gelingt dem Autor exzellent. Gewollt und konstruiert wirken dagegen manchmal die Möglichkeiten, die Katrine für spontane Aktionen in die Hände fallen. Das richtige Betäubungsmittel und das richtige Werkzeug, auch das Wissen darum beides zu nutzen, sind zufällig vorhanden, wenn sie es benötigt.

Sprachliche Bilder so prägnant und schön wie Kunstwerke

Sie kann [..] diesen intensiven Beinahe-Augenkontakt mit der Kamera, der nicht die vierte Wand durchbricht und das Publikum tatsächlich ansieht, aber anzudeuten scheint, dass sie sich dessen bewusst ist, beobachtet zu werden – und selbst jeden Moment zu einer Beobachterin werden könnte, die aus dem Bild herausblickt.
(S. 59)

Ein guter Grund „Dunkles Abbild“ zu lesen, ist die wunderbar bildhafte, eindringliche, zuweilen gar kunstvolle Sprache, die Bernhard Stäber zelebriert. Mit intensiven Bildern und ausdrucksstarken Metaphern, auch solchen, die man googelt, weil man den Begriff aus einem anderen Kontext kennt, erschafft der Autor das, was man eine dichte Atmosphäre nennt. Eine gern genutzte Phrase, die...

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