England, 1897. In London bereitet man sich auf das diamantene Thronjubiläum Queen Victorias vor. Zur selben Zeit wird die Schriftstellerin (und gelegentliche Detektivin) Margaret Harkness von ihrem Freund Professor Joseph Bell, dem realen Vorbild für Sherlock Holmes, aufgesucht, der ihre Unterstützung braucht. Bell soll einen anarchistischen Spion entlarven und bittet um ihre Hilfe.
So beginnt ein verhängnisvolles Katz-und-Maus-Spiel zwischen Terroristen und Spionen, zwischen revolutionärem Eifer und wissenschaftlichen Schlussfolgerungen. Das Leben der Queen steht auf dem Spiel. Wird ein mysteriöser Attentäter bei den Feierlichkeiten zum Thronjubiläum zuschlagen?
Ich habe, typisch für mich, zum 2. Band einer Reihe gegriffen und war gespannt, ob mir die Informationen aus dem 1. fehlen würden oder nicht – sie fehlen nicht. Das schon mal vorweg.
Der Prolog erzählt von einem tödlichen Attentat auf den russischen Zaren und der Flucht des jungen Viktors nach Berlin zu dem Waffenschmied Vogel, der Viktor bei sich aufnimmt. Viktor ändert seinen Namen, verliebt sich und gründet mit Astrid, der Tochter Vogels, eine Familie. Er meint, seine Vergangenheit als Anarchist hinter sich gelassen zu haben – bis ein Herr Gruber ihm eine Arbeitsstelle in seiner Firma für Telefonanlagen anbietet.
Dann lerne ich auch Margaret Harkness kennen, die versucht, in einer von Männern dominierten Welt als Schriftstellerin erfolgreich zu sein. Sie arbeitet als freiberufliche Journalistin, um genügend Geld für eine Überfahrt nach Australien zusammenzusparen, da ihre Ärzte ihr zu einem wärmeren Klima raten, um die Symptome ihrer Lupus-Erkrankung zu lindern. Bisher reicht es allerdings noch nicht einmal für das billigste Ticket. Die Bitte ihres Freundes Professor Joseph Bell, dem realen Vorbild für Sherlock Holmes, ihn auf eine Reise nach Deutschland zu begleiten, um gemeinsam einen Spion in den Reihen der deutschen Regierung zu enttarnen, kommt ihr da gerade recht.
Der Roman spielt vor dem Hintergrund der Vorbereitungen zum Diamantenen Thronjubiläum von Queen Victoria in London. Das Leben der Queen steht auf dem Spiel, denn ein mysteriöser Attentäter könnte die Feierlichkeiten zum Ziel haben. Die Handlung wird durch die unterschiedlichen Perspektiven von Ermittlern, politischen Strippenziehern und Menschen mit ganz eigenen Motiven getragen – immer wieder überrascht von Wendungen, die geschickt in die Atmosphäre des viktorianischen Londons und die politischen Spannungen der Zeit eingebettet sind.
Ich war von Beginn an begeistert vom Schreibstil des mir bis dato unbekannten Autors Bradley Harper. Besonders seine Personenbeschreibungen haben mich absolut überzeugt – sei es nun Margaret Harkness, die selbstbewusst und sehr sympathisch versucht, sich in einer männerdominierten Welt zu behaupten, ohne dabei hart und zynisch zu werden, oder auch Joseph Bell, bei dem ich sofort das Bild eines britischen Gentlemans vor Augen hatte. Die Handlung ist durchaus spannend. Spionagekrimis sind normalerweise nicht mein bevorzugtes Genre, dieser allerdings, eingebettet in eine Welt, die geprägt ist von gesellschaftlichen Umbrüchen, hat mir durchaus unterhaltsame Lesestunden beschert. Ebenso wie die Bonuskurzgeschichte am Ende und die Informationen über die historischen Persönlichkeiten.
Mein Fazit: Ein sehr gelungene Mischung aus Fakten und Fiktion