Krimiautorin Franziska Franz hat sich alten, teil ungelösten Kriminalfällen in und um Frankfurt angenommen. Diese historischen Fälle arbeitet sie zusammen mit dem Direktor der Frankfurter Rechtsmedizin Dr. Marcel A. Verhoff in ihrem Podcast auf und gibt dabei Einblicke, die wir auf normalen Wegen niemals erfahren hätten. Für alle, die lieber lesen als hören, hat sich Franz für die Veröffentlichung dieses Buches entschieden. Was bin ich ihr dankbar dafür!
Insgesamt neun Fälle werden von den beiden neu beleuchtet, deren Taten zwar variieren, aber an Grausamkeit alle nicht zu überbieten sind. So zum Beispiel steht der bis heute ungeklärte Mord an der Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt aus dem Jahr 1957 im Fokus.
Auch über den Hammermörder Arthur Gatter wird berichtet, der 1990 acht Menschen tötete - meist waren es schlafende Obdachlose, denen er den Schädel einschlug, weil innere Stimmen es ihm befahlen.
Im Jahr 1994 treibt Eugen Berwald sein Unwesen und erdrosselt auf eiskalte Art in einem Bordell sechs Menschen mit Stromkabeln.
Der historischste alle Morde geht auf Karl Hopf ins Jahr 1914 zurück. Der sogenannte Giftmörder tötete seine Eltern und zwei seiner Ehefrauen aus Habgier. Dafür wurde er noch im selben Jahr durch das Handbeil hingerichtet.
Die Erzählung der Geschehnisse ist direkt und brutal. In drei Teilen berichtet das Duo zunächst über den Fall an sich, dann über die Herangehensweise und die Ergebnisse der Rechtsmedizin, sowie im finalen Teil über die Gespräche mit Zeugen und Sachverständigen. Die Autorin und auch Professor Verhoff nehmen dabei kein Blatt vor den Mund und ich musste zwischendurch eine Pause machen, weil mich vor allem die detaillierten Beschreibungen total mitgenommen haben. Es wird tief in die Psyche der Täter geblickt, was mich gleichzeitig fasziniert und erschrocken hat. Meist liegt eine schwere Kindheit hinter den Tätern, die natürlich niemals diese abscheulichen Taten rechtfertigt, jedoch nachvollziehen lässt, wie es zu ebenjenen kam.
Franziska Franz lässt den Leser aktiv an ihren Interviews teilhaben und so noch tiefer in die Tathergänge blicken. So erfahren wir nicht nur private Sachen aus dem Umfeld der Opfer, sondern auch bisher verborgene Informationen zum Tatort selbst sowie zu den Zuständen der aufgefundenen Leichen. Besonders interessant fand ich dabei die Tatsache, wie stark sich die Forensik im Vergleich zum Jahr 1957 zu heute verändert hat. Professor Verhoff spricht zudem offen über die wichtige und anspruchsvolle Arbeit der psychiatrischen Gutachter, die für die Einschätzung der Schuldfähigkeit der Täter zuständig sind.
„Prognosegutachten sind extrem schwer. Da kann man beinahe nur verlieren. Denn wenn man ihn für gefährlich einstuft, kommt ein solcher Mensch in Sicherungsverwahrung und bleibt für immer im Gefängnis. Wenn man die positiven Seiten des Patienten im Betracht zieht, es aber nicht funktioniert, liegt die Schuld am Ende beim Psychiater.“ (Professor Verhoff, Zitat Seite 28)
Fazit: Ein faszinierender und erschreckender Einblick in die historischen Mordserien Frankfurts. Detailliert und schonungslos berichtet Franz von den grausamen Fällen, ohne dabei despektierlich zu wirken. Geeignet für alle Leser, die sich für wahre Verbrechen interessieren.